Es gibt zu wenige Azubis, weil die jungen Leute lieber studieren wollen? Das ist ein Mythos, wie die Bertelsmann Stiftung und das CHE Centrum für Hochschulentwicklung gerade in ihrer neuen Studie herausgefunden haben: Während sich die Situation bei den unbesetzten Lehrstellen in den letzten fünf Jahren weiter verschlechtert habe, habe man keinen Anstieg der Studierendenzahlen erkennen können. Im Zeitraum von 2011 bis 2021 konnte man bei beiden Bereichen einen Rückgang verzeichnen:
- Die Zahl der neuen Azubis pro Jahr sank von 733.000 auf 660.000.
- Die Zahl der neuen Studierenden sank von 519.000 auf 470.000.
Der demografische Wandel betrifft also beide Wege: den über die Ausbildung und den übers Studium.
Wie hoch der Fachkräftemangel ist, das ist auch vom Gewerk abhängig. So waren im Jahr 2022 45 Prozent der Ausbildungsplätze für Klempnerinnen und Klempner unbesetzt. Auch in der Heizungstechnik gibt es oft freie Lehrstellen.
Doch was kann ein Handwerksbetrieb tun, damit es nicht zur Tradition wird, dass zum neuen Lehrjahr am 1. August viele Stellen unbesetzt sind? Gegen den demografischen Wandel können Sie wenig tun. Aber es gibt Strategien, wie Sie Ihren Handwerksbetrieb besonders attraktiv und sichtbar machen können. Einige stellen wir nun vor.
Sichtbarkeit dank Content Marketing: Lesen Sie, was hinter dem Begriff steckt und welche Vorteile es für Handwerksbetriebe hat
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Die Zahl der Azubis in Ihrem Betrieb muss in ausgewogenem Verhältnis zur Zahl der Fachkräfte stehen. Damit soll sichergestellt werden, dass Ausbilderin oder Ausbilder genug Zeit für die ausbildende Tätigkeit hat. Auch das macht eine Ausbildung in Ihrem Betrieb attraktiv für junge Talente: Wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas lernen können und man sich um sie kümmert.
Orientieren Sie sich an folgenden Faustregeln:
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Erledigt die Ausbilderin oder der Ausbilder noch weitere betriebliche Aufgaben, dann darf sie oder er nicht mehr als drei Azubis ausbilden.
Bei Ihnen im Betrieb herrscht ein besonders familiäres Betriebsklima? Es wird niemand runtergeputzt? Sie setzen besonders moderne Geräte oder Programme ein? Es gibt viele abwechslungsreiche Aufgaben? Das ist ein großer Motivationsfaktor für eine Bewerbung! Geben Sie auf Ihrer Website oder über soziale Netzwerke Einblick in den Arbeitsalltag und die Stimmung im Betrieb. Zeigen Sie Ihre Unternehmenskultur und die spannenden Seiten des Handwerks.
Soziale Netzwerke sind sowieso ein idealer Weg, um Kontakt zu jungen Menschen aufzubauen, die gerade mit der Schule fertig sind. Nutzen Sie die Plattformen, auf denen Ihre zukünftigen Azubis unterwegs sind. Also eher nicht LinkedIn oder Facebook. Sondern lieber Instagram und TikTok. Geben Sie dort Einblick in die abwechslungsreichen Tätigkeiten Ihres Gewerks, teilen Sie Erfolgsgeschichten oder informieren Sie über freie Ausbildungsplätze.
Weiterlesen: Erfahren Sie, was Baufluencer sind und wie Sie Ihnen beim Stellen besetzen helfen können.
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Bieten Sie eine Ausbildungsvergütung an, die wettbewerbsfähig ist. Und sprechen Sie darüber, etwa in der Stellenausschreibung.
Erwähnen Sie auch weitere Leistungen, die Sie anbieten, zum Beispiel Zuschüsse zu den Fahrtkosten, zum Führerschein oder Prämien für den Ausbildungsabschluss.
- Schülerinnen und Schüler interessiert nicht nur eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit Sinn.
- Sondern auch, ob sie mit dieser ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Überlegen Sie, ob Sie in diesem Bereich noch Nachholbedarf haben: Bieten die Konkurrenz Bonuszahlungen für Zwischenprüfungen an? Oder eine 4-Tage-Woche bei gleichem Lohn? Prüfen Sie, mit welchen Leistungen Sie sich zusätzlich attraktiver machen können.
Ewig Geselle und an der gleichen Stelle bleiben? Darauf haben viele junge Menschen keine Lust. Zeigen Sie, welche Entwicklungsmöglichkeiten Ihr Betrieb bietet. Welche Weiterbildungsprogramme oder Zusatzausbildungen gibt es in der Region? Unterstützen Sie bei der Meisterausbildung?
Zeigen Sie, dass Sie nicht nur eine Arbeitskraft brauchen, sondern auch an deren Weiterentwicklung interessiert sind.
Investieren Sie in moderne Geräte, Maschinen und Werkzeuge. Nutzen Sie digitale Programme – wie die Meisterwerk App – zur Organisation Ihrer betrieblichen Abläufe. So zeigen Sie jungen Talenten, dass Sie mit den neuesten Branchenstandards arbeiten, konkurrenzfähig sind und die Zukunft im Blick haben.
Wie läuft der 1. Ausbildungstag ab? Wie ist die Ausbildung aufgebaut? Sind Struktur und Ablauf zeitgemäß? Hinterfragen Sie hier den aktuellen Stand und passen Sie die Bedingungen wenn nötig an: Strukturieren Sie die Ausbildungsschritte klar. Setzen Sie auf moderne Technologien und Methoden. Kümmern Sie sich um optimale Betreuung Ihrer Azubis.
Bauen Sie Kontakt zu Schulen oder Bildungseinrichtungen in Ihrer Region auf: Besprechen Sie gemeinsam, welche Kooperationsmöglichkeiten es gibt und wie Sie dort Ihren Betrieb bekannt machen können. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
- Betriebsbesichtigungen
- Informationsveranstaltungen
- Unterrichtsbesuche
Im Idealfall nehmen auch Ihre aktuellen Azubis an der Kooperationsveranstaltung teil: Dann können die Schülerinnen und Schüler diese direkt mit Fragen löchern.
Sie haben ganz akut freie Ausbildungsplätze zu vergeben? Dann veröffentlichen Sie die Stellenausschreibung auf diesen 7 wichtigen Stellenbörsen fürs Handwerk.
Im Handwerk sind gut ausgebildete Azubis wichtig im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Eine wertschätzende Betreuung, attraktive Ausbildungsbedingungen und gezielte Maßnahmen – vom familiären Betriebsklima bis zur Präsenz in sozialen Medien – erhöhen die Anziehungskraft für junge Talente.