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Nägel mit Köpfen: Aus Praktikum wird Zukunft

Ein Praktikum im Handwerk bietet mehr als nur einen Blick hinter die Kulissen: Es ist der erste Schritt in eine vielversprechende berufliche Zukunft. Für Handwerksbetriebe stellt es außerdem die ideale Gelegenheit dar, junge Talente zu fördern und zu begeistern – was insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels einen unschätzbaren Wert haben kann. Lies hier, wie du den Nachwuchs fördern, den Weg zu einer Ausbildung ebnen und dabei alle wichtigen Vorgaben im Hinterkopf behältst.

Schnupperkurs Handwerk - was ist ein Praktikum?

Ein Praktikum ist für viele Nachwuchstalente wie der erste Nagel, der eingeschlagen wird – und damit der Anfang, um eine Karriere zu bauen. Oftmals sind Praktikanten und Praktikantinnen junge Menschen, die sich für ein bestimmtes Handwerk interessieren. Man denke an ein Praktikum in einem Dachdeckerbetrieb: Die Praktikanten und Praktikantinnen verbringen beispielsweise eine Woche auf der Baustelle und lernen dort, wie Balken zurechtgeschnitten und Dachstühle zusammengesetzt werden. Sie dürfen zuschauen, selbst Hand anlegen und bekommen ein Gefühl dafür, wie Teamwork und Präzision den Alltag bestimmen. Am Ende haben sie nicht nur neue Werkzeuge ausprobiert, sondern auch eine genauere Vorstellung davon, ob dieser Beruf das Fundament für die eigene Zukunft sein könnte.

Ein Praktikum ist eine kurze, zeitlich begrenzte Möglichkeit, einen Beruf in der Praxis kennenzulernen. Es bietet vor allem jungen Menschen die Chance, direkt in den Arbeitsalltag hineinzuschnuppern. Handwerksbetriebe können auf der anderen Seite zeigen, wie der Beruf funktioniert und wie Kundenwünsche in kreativen Lösungen umgesetzt werden.

Diese Arten von Praktika gibt es

Praktikum ist nicht gleich Praktikum. Im Handwerk gibt es verschiedene Arten von Praktika, die sich in der Zielsetzung, der Dauer und auch in der Zielgruppe unterscheiden. Vor allem diese Vertreter solltest du kennen:

Schülerpraktika

  • Zielgruppe: Schüler und Schülerinnen, die üblicherweise in der Mittel- oder Oberstufe sind. Diese Praktika werden verpflichtend von Schulen vorgeschrieben
  • Dauer: Eine bis vier Wochen
  • Ziel: Berufsorientierung und erste praktische Erfahrungen sammeln

Pflichtpraktika

  • Zielgruppe: Auszubildende, Studierende und Teilnehmende von beruflichen Weiterbildungsprogrammen
  • Dauer: Je nach Zielgruppe, Ausbildung und/oder Studienordnung unterschiedlich. In den meisten Fällen zwischen mehreren Wochen und wenigen Monaten
  • Ziel: Das gelernte Wissen praktisch anwenden

Freiwillige Praktika

  • Zielgruppe: Jede Person, die sich für das spezifische Handwerk interessiert
  • Dauer: Wenige Tage bis mehrere Wochen, je nach individueller Vereinbarung mit dem Betrieb
  • Ziel: Einblicke ins Handwerk gewinnen oder als Vorbereitung für eine berufliche Neuorientierung

Fachpraktika

  • Zielgruppe: Personen, die eine spezifische praktische Erfahrung in einem Fachbereich benötigen, z. B. Studierende in technischen oder handwerklichen Studiengängen
  • Dauer: Oftmals mehrere Wochen oder Monate, festgelegt ist das in der Studienordnung
  • Ziel: Spezialisiertes Wissen in einem bestimmten Fachgebiet vertiefen und praktische Erfahrungen sammeln

Langzeitpraktika

  • Zielgruppe: Junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, direkt in eine Ausbildung zu starten
  • Dauer: Sechs bis zwölf Monate, gefördert durch die Bundesagentur für Arbeit
  • Ziel: Praktische Grundlagen erlernen und die Chancen auf eine Ausbildung erhöhen
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Win-win: Das Praktikum lohnt sich für Betriebe

Ein Praktikum im Handwerk bringt für alle Seiten viele wichtige Vorteile mit sich. Denke etwa an den ständigen Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs. Obwohl die Suche, Einarbeitung und Führung von Praktikanten und Praktikantinnen natürlich auch Zeit und Planungsaufwand kostet, lohnt sich die Investition praktisch immer. Und wenn du  generell Zeit und Planungsaufwand sparen möchtest, könnte die Meisterwerk App genau richtig für dich sein. Praktika im Handwerk lohnen sich vor allem aus diesen Gründen:

  • Langfristige Fachkräftebildung: Ein Praktikum ist oft der erste Schritt in eine spätere Ausbildung oder Festanstellung. Betriebe können junge Talente frühzeitig für ihr Handwerk gewinnen und langfristig binden – und gleichzeitig wahre Unternehmenskultur vermitteln. Das kann eine direkte Lösung für den Fachkräftemangel sein. Apropos Fachkräftemangel: Einen tiefergehenden Blogbeitrag zu diesem Thema findest du hier:

  • Frische Perspektiven: Neue, schlaue Köpfe kommen nicht selten mit frischen Sichtweisen und innovativen Ideen. Besonders in handwerklichen Berufen, in denen sich Arbeitsabläufe und Technologien ständig weiterentwickeln, kann es von Vorteil sein, von der Perspektive junger Menschen zu profitieren.
  • Entlastung der Mitarbeitenden: Alltägliche und einfache Aufgaben können schnell und einfach an Praktikanten und Praktikantinnen übergeben werden. Das macht Zeit frei, sodass sich deine Fachkräfte den anspruchsvolleren Aufgaben widmen können. Diese Entlastung verbessert die Arbeitsverteilung und die Arbeitsbelastung.
  • Geringeres Risiko bei der Anstellung: Du kennst die neue Mitarbeiterin schon, weil sie bereits ein Praktikum absolviert hat – und dabei außerordentliche Arbeit leisten konnte? Perfekt! Ein Praktikum bietet für beide Seiten eine risikoarme Möglichkeit, einander kennenzulernen.

Rechtliche Aspekte rund um Praktika

Obwohl ein Praktikum im Handwerksbetrieb nur wenige Tage bis Monate dauert, sollte eine rechtsgültige schriftliche Vereinbarung getroffen werden. Ein klar definierter Praktikumsvertrag sorgt dafür, dass beide Parteien ihre Rechte und Pflichten kennen und Missverständnisse vermieden werden. Dazu gehören mitunter Arbeitszeiten, etwaige Vergütungen, Urlaube, Versicherungen und Kündigungen.

Arbeitszeiten

Praktikanten und Praktikantinnen unterliegen den gleichen gesetzlichen Regelungen wie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, wenn es um die Arbeitszeit geht. Allerdings muss das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) berücksichtigt werden, wenn Praktikanten und Praktikantinnen unter 18 Jahre alt sind:

  • Für minderjährige Praktikanten und Praktikantinnen: Die Arbeitszeit darf maximal 8 Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche betragen. Eine tägliche Arbeitszeit von mehr als 8 Stunden ist nur bei bestimmten Ausnahmen möglich
  • Für volljährige Praktikanten und Praktikantinnen: Es gelten die allgemeinen Arbeitszeitregelungen des Arbeitsrechts, wobei eine wöchentliche Arbeitszeit von 40 bis 48 Stunden üblich ist. Auch Pausen und Ruhezeiten müssen eingehalten werden

Einen besonders guten Überblick über Arbeitszeiten hast du mit der Meisterwerk App. Digitalisiere deine mobile Zeiterfassung und nutze die einfache, mobile Stempeluhr für deine gesamte Belegschaft.

Vergütung

Die Vergütung für Praktikanten ist nicht in allen Fällen gesetzlich geregelt. Wichtig ist aber, dass die Bezahlung transparent und fair im Praktikumsvertrag festgelegt wurden. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Praktika, die sich im Punkt der Vergütung unterscheiden:

  • Unbezahlte Praktika: Vor allem im Rahmen von Schülerpraktika und einigen Pflichtpraktika ist eine Vergütung nicht vorgeschrieben
  • Bezahlte Praktika: Wenn das Praktikum über einen längeren Zeitraum geht und die Praktikanten regelmäßig in den Arbeitsalltag integriert werden, ist eine Vergütung oft sinnvoll und manchmal sogar gesetzlich vorgeschrieben (z.B. im Falle eines freiwilligen Praktikums von mehr als 3 Monaten)

Urlaubsanspruch

Praktikanten und Praktikantinnen haben grundsätzlich Anspruch auf Urlaub. Dieser richtet sich nach dem Bundesurlaubsgesetz (BUrlG):

  • Für minderjährige Praktikanten und Praktikantinnen: Der Urlaubsanspruch beträgt mindestens 30 Werktage im Jahr
  • Für volljährige Praktikanten und Praktikantinnen: Der gesetzliche Urlaubsanspruch liegt bei 24 Werktagen pro Jahr, also 4 Wochen. Wird das Praktikum auf weniger als 6 Monate begrenzt, muss der Urlaubsanspruch anteilig berechnet werden

Versicherungen

Während des Praktikums sind deine Schützlinge grundsätzlich versichert. Dazu sollten mindestens diese Versicherungen gehören:

  • Unfallversicherung: Praktikanten und Praktikantinnen sind über den Betrieb in der Regel durch die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert
  • Krankenversicherung: Praktikanten und Praktikantinnen müssen üblicherweise selbst über eine Krankenversicherung abgesichert sein (entweder über die Familienversicherung oder eine eigene Krankenversicherung)
  • Haftpflichtversicherung: Eine Haftpflichtversicherung der Praktikanten und Praktikantinnen für Schäden, die während des Praktikums entstehen, ist elementar. Manche Betriebe schließen diese Versicherung ab, in anderen Fällen sollte dies vom Praktikanten oder von der Praktikantin übernommen werden

Kündigung

Ein Praktikumsvertrag kann von beiden Seiten gekündigt werden, allerdings sollte die Kündigungsfrist und die genauen Bedingungen im Vertrag festgelegt werden. Eine solche Kündigung passiert aber nur in Ausnahmefällen und macht eine vorherige Kommunikation erforderlich:

  • Für Praktikanten und Praktikantinnen: In der Regel beträgt die Kündigungsfrist für Praktikanten 2 Wochen
  • Für den Betrieb: Der Betrieb kann das Praktikum ebenfalls mit einer Frist von 2 Wochen kündigen, sollte jedoch auch den Grund der Kündigung transparent machen

So wird das Praktikum ein Erfolg: 5 Tipps für Betriebe

Praktikanten und Praktikantinnen sind wie ungeschliffene Diamanten: Mit der richtigen Anleitung können sie glänzen. Damit dein Praktikant am Ende lieber bleibt, statt Reißaus zu nehmen, haben wir hier die 5 goldenen Tipps für ein erfolgreiches Praktikum zusammengestellt:

  1. Einarbeitung: Zeigen, wo der Hammer hängt

Ein guter Start ist die halbe Miete. Zeige deinem Praktikanten oder deiner Praktikantin nicht nur die Werkstatt, sondern auch, wie der Alltag bei dir läuft – inklusive Sicherheitsvorkehrungen. Das schafft Orientierung und spart später viele Fragen.

  1. Betreuung: Ein Meister muss her

Keiner mag es, ins kalte Wasser geworfen zu werden. Ein fester Ansprechpartner, der anleitet und unterstützt, macht den Unterschied. So fühlen sich Praktikanten und Praktikantinnen nicht wie ein überflüssiger Schraubenschlüssel.

  1. Aufgaben: Mit anpacken lassen

Kaffee kochen? Nein, danke! Gib Aufgaben, die wirklich etwas mit deinem Handwerk zu tun haben. Praktikanten und Praktikantinnen wollen mitmachen, nicht nur zuschauen.

  1. Feedback: Lob, Kritik und das Berichtsheft

Praktikanten und Praktikantinnen wollen wissen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Nutze etwa das digitale Berichtsheft für ein strukturiertes Feedback und gib Tipps, was deine Schützlinge besser machen können.

  1. Kontakt halten: Nach dem Praktikum ist vor der Zukunft

Haben deine Praktikanten und Praktikantinnen Potenzial gezeigt? Bleib dran! Ein nettes „Wir bleiben in Kontakt“ kann später die nächste Bewerbung ins Rollen bringen – oder einen Azubi ins Haus.

Fazit

Ein gut organisiertes Praktikum ist der Schlüssel, um junge Talente für das Handwerk zu begeistern und langfristig Fachkräfte zu gewinnen. Mit einer klaren Einarbeitung, sinnvollen Aufgaben, engagierter Betreuung und regelmäßigem Feedback schaffst du eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Halte den Kontakt zu vielversprechenden Praktikanten und Praktikantinnen, denn wer weiß – vielleicht ist deinr nächster Azubi schon dabei!

Und für die Organisation? Hier kommt die Meisterwerk App ins Spiel! Mit Funktionen wie Arbeitsplänen und Mitarbeiterverwaltung behältst du den Überblick bei der Zeiterfassung, Arbeitseinteilung und Organisation. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche – die Begeisterung für das Handwerk zu wecken!

Disclaimer

Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Rechtsberatung dar. Trotz sorgfältiger Recherche können wir insbesondere für juristische Informationen nicht für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität gewähren. Wenn Sie juristische Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte einen Rechtsanwalt.

Svenja Leymann |

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