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So wirkst du dem Fachkräftemangel im Handwerk entgegen

Suzana Jordanovic |
Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt eine ernste Bedrohung für das Handwerk dar. Immer weniger Menschen erlernen einen handwerklichen Beruf. Gleichzeitig suchen Betriebe händeringend, denn die Auftragsbücher sind voll. Was also tun, wenn der Fachkräftebedarf höher ist als das Angebot? Lies hier, wie du es schaffst, qualifizierte Mitarbeitende für deinen Betrieb zu gewinnen.
 
Ratgeber „Fachkräftemangel entgegenwirken”: Das erwartet Sie in diesem Artikel


Gründe für die Fachkräftelücke im Handwerk

Für den aktuellen Fachkräftemangel im Handwerk gibt es verschiedene Ursachen. Dazu zählen unter anderem:

  • Weniger Erwerbstätige allgemein (demografischer Wandel): Die sogenannte Babyboomer-Generation (Jahrgänge: 1946–1964) geht in Rente. Durch die niedrige Geburtenrate treten gleichzeitig weniger Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt ein.

  • Imageproblem der Handwerksberufe: Lange Zeit hat Politik und Gesellschaft das Studium der Ausbildung vorgezogen. Mit drastischen Folgen: 2021 gab es mehr als doppelt so viele Studierende wie Auszubildende in Deutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. N036 vom 15. Juni 2023, Stand: 27.10.2024).

  • Neue Fachkenntnisse erforderlich: Der klassische Handwerksberuf stirbt langsam aus, weil zunehmend Kenntnisse in digitalen Technologien erforderlich sind. Die sogenannte „Dekarbonisierung" von Gebäuden, also das Ziel, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren, befördert diese Entwicklung, z. B. Einbau von funk-ablesbaren Heizkostenverteilern oder Rauchwarnmeldern.

Statistik 2024: Fachkräftemangel in Deutschland

Deutschland befindet sich aktuell in einer schwierigen Wirtschaftslage, was dazu führt, dass Unternehmen Stellen abbauen bzw. nicht nachbesetzen. Das hat sich jedoch nur geringfügig auf den Fachkräftebedarf in Deutschland ausgewirkt. Weiterhin können offene Stellen für Qualifizierte nicht besetzt werden, weil Letztere schlichtweg fehlen.

Branchenübergreifende Zahlen

Laut des „Fachkräftereports Juni 2024” des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
fehlen aktuell so viele Fachkräfte in Deutschland:

Branchenübergreifende Zahlen

Hinweis zur KOFA-Analyse

Zu den „qualifizierten Arbeitskräften” zählen: 

  • Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung
  • Spezialist:innen mit Fortbildungs- (Meister:in, Techniker:in, Fachwirt:in) oder Bachelorabschluss 
  • Expert:innen mit Diplom oder Master

(Quelle: Fachkräftereport Juni 2024, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), 08/2024,
URL: https://www.kofa.de/media/Publikationen/KOFA_Kompakt/Fachkraeftereport_Juni_2024.pdf ) 

Aktuelle Zahlen fürs Handwerk

Schaut man sich die Zahlen nur im Handwerk an, so fehlen laut ZEIT ONLINE unter Berufung auf das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln aktuell so viele Fachkräfte im Handwerk:
Aktuelle Zahlen fürs Handwerk


(Quelle: „Jede zweite Stelle im Handwerk bleibt unbesetzt”, ZEIT ONLINE, 20.09.2024, URL: https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-09/fachkraeftemangel-deutschland-handwerk-offene-stellen )

Diese handwerklichen Berufe sind am stärksten betroffen

Das Handwerk ist auf Platz 3 der Branchen mit dem größten Personalnotstand. Nur im Bereich „Gesundheit und Pflege” (Platz 1) und „Bildung und Soziales” (Platz 2) fehlt noch mehr qualifiziertes Personal.In diesen handwerklichen Berufen wird händeringend gesucht:

(Quelle: KOFKA unter Berufung auf IW-Fachkräftedatenbank auf Basis von Sonderauswertungen der BA und der IAB-Stellenbeschreibung, 2024, 28.10.2024, URL: https://www.kofa.de/daten-und-fakten/ueberblick-fachkraeftemangel/ ). 

Diese handwerklichen Berufe sind am stärksten betroffen

Quelle: IW-Fachkräftedatenbank auf Basis von Sonderauswertungen der BA und der IAB-Stellenerhebung, 2024, 28.10.2024, URL: https://www.iwkoeln.de/studien/jurek-tiedemann-gero-kunath-dirk-werner-dringend-gesucht-in-diesen-berufen-fehlen-aktuell-die-meisten-fachkraefte.html ).

Auswirkungen des Fachkräftemangels auf Handwerksbetriebe

Das Handwerk ist eine personalintensive Branche. Mit anderen Worten: Ohne ausreichend und qualifiziertes Personal können Handwerksbetriebe ihren wirtschaftlichen Erfolg nicht sicherstellen. Mit diesen Auswirkungen haben Betriebe in der Bau- und Handwerksbranche zu kämpfen aufgrund des Fachkräftemangels:

  • Reduziertes Leistungsangebot: Fehlt das Fachwissen für bestimmte Leistungen, können diese nicht oder nicht mehr angeboten werden. Das wirkt sich unmittelbar auf die Gewinnung von Kundinnen und Kunden sowie auf die Umsatzchancen aus.

  • Umsatzeinbußen und geringe Wachstumschancen: Fehlendes Personal bedeutet weniger Aufträge und damit weniger Umsatz. Gleichzeitig ist das Wachstum ausgebremst, das meist mit mehr Aufträgen und damit mit mehr Fachpersonal einhergeht.

  • Risiko für Reklamationen steigt: Gestresste Mitarbeitende, die von A nach B hetzen, oder lange Wartezeiten bis zum Folgetermin führen oft zu Fehlern bzw. zu einem erhöhten Risiko für Reklamationen.

  • Rufschädigung: Wenn Betriebe aus der Not heraus auf unqualifiziertes Personal ausweichen, sind Qualitätseinbußen sehr häufig die Folge. Passieren diese wiederholt, schadet es langfristig dem Ruf.

  • Höhere Personalkosten: Gibt es weniger Bewerberinnen und Bewerber als Stellen, dann müssen Handwerksbetriebe mit attraktiven Konditionen aufwarten, um diese für sich zu gewinnen, mit der Folge von höheren Personalkosten.

Der enorme Fachkräftebedarf geht uns jedoch alle etwas an:

Auswirkungen des Fachkräftemangels auf Handwerksbetriebe

 

  • Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland: Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, die in Rente gehen, finden keine Nachfolge und müssen ihren Betrieb schließen. Das verschärft die Situation und ist für die Wirtschaft und Gesellschaft ein Problem.

  • Auswirkung auf Klimaziele Deutschlands: Schließlich bringt der Fachkräftemangel im Handwerk Deutschland in Sachen Klimaneutralität in Bedrängnis. Denn die angestrebte Klimatransformation hängt wesentlich von ausreichend ausgebildeten Fachkräften ab.

Strategien für erfolgreiche Gewinnung von Fachkräften in deinem Betrieb

Qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker können sich aktuell aussuchen, wo sie arbeiten – und zu welchen Konditionen! Das bedeutet für dich: Um als attraktive Arbeitgeberin bzw. als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, zählt mehr als „nur“ ein gutes Gehalt! 

An diesen Schrauben kannst du drehen, um dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegenzuwirken:

  • Aus-, Fort- und Weiterbildungen
  • Karrierechancen
  • Flexible Arbeitszeitmodelle
  • Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern
  • Fachkräfte aus dem Ausland
  • Rekrutierungsstrategie

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Aus-, Fort- und Weiterbildungen

Mit dem Gesellenbrief ist die Ausbildung vorbei? Das war vielleicht früher so. Heute möchten und müssen sich Fachkräfte kontinuierlich fort- und weiterbilden, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und/oder ihre Fähigkeiten zu verfeinern. Davon profitieren nicht nur deine Angestellten, sondern der ganze Betrieb, da du deinen Kundinnen und Kunden eine noch bessere Qualität, neue Methoden oder Produkte bieten kannst. Win-win!

Karrierechance

Eng mit dem Fort- und Weiterbildungsangebot verknüpft ist ein weiterer Wunsch vieler Handwerkerinnen und Handwerker: Sie möchten Verantwortung übernehmen und Karriere machen. Zeige deinen Mitarbeitenden also Perspektiven auf und ermögliche es ihnen, zum Beispiel Führungserfahrung zu sammeln. Dein Bonus: Kompetente Mitarbeitende können dir im Betrieb auf diese Weise viel Arbeit abnehmen und deine Belastung reduzieren.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Die Pandemie hat die klassischen Arbeitsmodelle in sehr vielen Branchen auf den Kopf gestellt: Homeoffice oder hybrides Arbeiten sind an der Tagesordnung. Klar, im Handwerk ist das noch undenkbar und doch  besteht mehr Spielraum als gedacht, z. B.

  • Teilzeitregelungen für Familienväter und -mütter
  • 4-Tage-Woche
  • Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonten
  • Blockarbeitszeit
  • Schichtarbeit
  • Vertrauensarbeitszeit
  • Gleitzeit

Homeoffice im Handwerk unmöglich? Nicht ganz: Mit der Meisterwerk App erledigen Mitarbeitende administrative Aufgaben von überall, per App oder auf dem Computer, so z. B. Abrechnung oder Planung.

Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern

Du denkst, das ist leichter gesagt als getan? Stimmt, aber wusstest du auch, dass du für die Aus- oder Weiterbildung von qualifizierten Fachkräften Zuschüsse erhalten kannst, in bestimmten Fällen werden die Kosten zu 100% übernommen? Möglich macht das u.a. die Qualifizierungsoffensive der Bundesagentur für Arbeit.

Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland

2023 wurde das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) erneuert, um das Anwerben von Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland zu erleichtern. Betriebe stoßen zwar bei ausländischem Personal auf Herausforderungen ganz anderer Art, wie fehlende Sprachkenntnisse, doch du bleibst damit nicht allein. Auf den Seiten der Bundesregierung oder der Handwerkskammern findest du umfassende Informationen und du kannst dich persönlich beraten lassen.

Tipp:
Mit dem kostenlosen Tool „Quick-Check” der Bundesregierung erhältst du über ein paar Klicks Tipps und Anlaufstellen, je nachdem, ob du einstellst oder ausbildest und ob du schon jemanden gefunden hast oder erst suchen möchtest.

Rekrutierungsstrategie

Eine Anzeige im Regionalblatt oder Mundpropaganda können gegen den Personalnotstand im Handwerk nicht mehr antreten. Du musst auffallen und begeistern. Das gehört zu einer Rekrutierungsstrategie:

  1. Arbeitgebermarke aufbauen: Apple steht für Innovation, Mercedes für Luxus und HILTI für Qualität? Was sollen die Bewerberinnen und Bewerber über Sie denken? Mit einer Arbeitgebermarke positionieren Sie sich klar und grenzen sich von der Konkurrenz ab: Lassen Sie das in Form von Bild und Text sichtbar werden, z. B. in Ihren Stellenanzeigen.

    Wie du eine perfekte Stellenanzeige schreibst, erfährst du hier.

  2. Profil der idealen Bewerberin bzw. des idealen Bewerbers analysieren: Je mehr du über deine Wunschkandidatinnen und -kandiaten weißt, desto besser kannst du Texte, Bilder und Personal-Kampagnen darauf abstimmen: Was ist deinen künftigen Mitarbeitenden noch wichtig, z. B. Teamplay, kurze Anfahrt zur Werkstatt usw. Zeige es, wenn du es anbietest!

  3. Sichtbarkeit schaffen: Überlege dir, wo du überall darauf aufmerksam machen kannst, dass du einstellst. Hier eine Reihe an teilweise kostenlosen Möglichkeiten:
    1. Website
    2. im Abbinder von E-Mails: „Wir suchen aktuelle neue Kolleg:innen”
    3. auf Rechnungen: „Wir stellen ein!”
    4. Jobportal der Agentur für Arbeit
    5. zahlpflichtige Jobportale wie stepstone oder indeed
    6. Fachkräftebörse der Handwerkskammern
    7. Werbung im Radio oder Kino 
    8. Job- und Karrieremessen
    9. Kooperationen mit Schulen, um Auszubildende anzusprechen

Fachkräftesicherung geht auch über Mitarbeiterbindung

Zufriedene Mitarbeitende sind ein Garant für ein erfolgreiches Unternehmen: Alle ziehen am selben Strang und wer gerne zur Arbeit geht, ist motiviert und bringt sich gerne ein. Im Kontext des Fachkräftemangels bedeutet es aber Sicherheit. Denn neue Mitarbeitende sind schwer zu finden. 

Ein ständiger Wechsel von Mitarbeitenden wirkt sich außerdem schlecht aufs Team aus und bedeutet letztendlich hohe Kosten. Schließlich müssen neue Kolleginnen und Kollegen jedes Mal aufs neue in die Prozesse eingearbeitet werden u. Ä. Das kostet wertvolle Zeit.

Deshalb ist für die Fachkräftesicherung im Handwerk auch die Bindung von Mitarbeitenden enorm wichtig. Was du dafür tun kannst, z.B.: 

  • Kritik ernst nehmen
  • Lob aussprechen
  • für eine angenehme, freundliche Arbeitsatmosphäre sorgen
  • Benefits anbieten, wie Zuschüsse zum Fitnessstudio, Deutschlandticket usw.

Blog_fachkraeftemangel_personalplanung_duWie du Personal richtig planst und für aus- und nicht überlastete Mitarbeitende trotz Fachkräftemangels sorgst.

Digitale Tools für Personalgewinnung und -bindung im Handwerk

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Jobprofile und trägt damit teilweise auch zum Fachkräftemangel bei (vgl. oben). Du unterstützt Betriebe auch dabei, effizienter zu arbeiten und attraktiver als Arbeitgeberin bzw. als Arbeitgeber zu sein:
Hier sind drei Beispiele:

  1. Automatisierter Bewerbungsprozess: Besonders bei jüngeren Bewerberinnen und Bewerbern gehört das digitale Bewerbungsverfahren zum Standard. Zeige damit, dass du modern aufgestellt bist und reduziere den administrativen Aufwand im Vergleich zur postalischen Bewerbungen oder per E-Mail.

  2. Über Social-Media Bekanntheit steigern: Nicht nur junge Menschen sind auf Social-Media unterwegs! Nutze TikTok, Instagram oder Facebook, um deinen Arbeitsalltag zu zeigen, Tipps zu geben, Arbeiten vorzustellen oder um die Attraktivität des Berufsfeldes „Handwerk” zu erhöhen, z. B. mit diesen Themen:
     
    1. Veraltete Rollenbilder aufbrechen: Handwerk ist nicht nur ein Männerberuf.
    2. Ohne Handwerk keine Klimaziele: Handwerk ist zukunftsfähig.
    3. usw.

  3. Spezielle Software für den täglichen Einsatz: Erleichtere administrative Aufgaben in deinem Betrieb mit spezieller Software, z. B. der Meisterwerk App. Damit planst du Aufträge und Einsätze schnell und für alle übersichtlich, deine Mitarbeitenden können Notizen, Fotos oder Formulare direkt im Termin mit dem Büro teilen und ihre Arbeitszeiten auch von unterwegs oder zu Hause eintragen.

Digitalisierung im Handwerk: Vorteile und Hürden im ÜberblickWie sich Digitalisierung noch im Handwerksbetrieb einsetzen lässt, und welche Hürden es dabei zu beachten gibt, lese hier.

Der Fachkräftemangel ist da, aber du kannst etwas dagegen tun

Der Fachkräftemangel ist ein ernstzunehmendes Problem und betrifft das ganze Land. Doch es gibt Wege aus dem Fachkräftemangel und das ist die gute Nachricht dabei. Die Betriebe, die sich jetzt ins Zeug legen, werden langfristig die Nase vorne haben. Sicherlich lassen sich Maßnahmen wie ein festes Fort- und Weiterbildungsprogramm, die Anwerbung von ausländischen Fachkräften oder kreative Social-Media-Posts nicht über Nacht umsetzen. Doch mit staatlichen Initiativen, Kampagnen und Programmen stehst du bei der Aufgabe nicht alleine da. Zudem kannst du mit den digitalen Möglichkeiten heute viel mehr erreichen als noch vor einigen Jahren. Gewinne z. B. mehr Zeit für deine Rekrutierungsstrategie, indem du administrative, wiederkehrende Aufgaben reduzierst. Die Meisterwerk App unterstützt dich dabei.

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