

Genehmigungen, Versicherungen, Startkapital: Wer einen Handwerksbetrieb gründet, muss viel klären und entscheiden. Sich frühzeitig informieren, Schritt für Schritt vorgehen und einen detaillierten Plan machen: Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit dein Betrieb von Anfang an auf stabilen Füßen steht. Fachlich, rechtlich und vor allem finanziell.
Fachliche Fähigkeiten
Im Handwerk gibt es in Deutschland 151 verschiedene Berufsstände. Neben den allgemein gültigen Voraussetzungen hat auch jeder Beruf seine eigenen Voraussetzungen. Ob Gewerbeerlaubnisse oder Nachweise: Recherchiere frühzeitig, welche formalen Voraussetzungen du erfüllen und beweisen musst. Im Zweifel frage bei der Handwerkskammer nach.
Das hängt ganz von deinem Beruf ab. Es gibt zulassungspflichtige, zulassungsfreie und handwerksähnliche Gewerke. Die Details und genauen Regeln stehen im Gesetz zur Ordnung des Handwerks. Das besagt: In zulassungspflichtigen Berufen gilt die Meisterpflicht. Für die anderen Berufe musst du einen Gesellenbrief oder einen anderen Nachweis über deine berufliche Eignung vorlegen.
Hier eine Auswahl:
Meisterpflicht gilt | Meisterpflicht gilt nicht | |
---|---|---|
Zulassungspflichtige Handwerke | Zulassungsfreie Handwerke | Handwerksähnliches Gewerbe |
Elektrotechnikerin, Elektrotechniker | Gebäudereinigerin, Gebäudereiniger | Bautentrocknung |
Installateurin und Heizungsbauer, Installateur und Heizungsbauer | Textilreinigerin, Textilreiniger | Theater- und Ausstattungsmalerin, Theater- und Ausstattungsmaler |
Dachdeckerin, Dachdecker | Maßschneiderin, Maßschneider | Bodenlegerin, Bodenleger |
Malerin, Maler | Schuhmacherin, Schuhmacher | Metallschleiferin, Mettallschleifer |
Informationstechnikerin, Informationstechniker | Fotografin, Fotograf | Rohr- und Kanalreinigerin, Rohr- und Kanalreiniger |
Kälteanlagenbauerin, Kälteanlagenbauer | Druckerin, Drucker | Teppichreinigerin, Teppichreiniger |
Eine ausführliche Liste über zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerke findest du zum Beispiel bei der Handwerkskammer Baden-Württemberg.
Wenn du dich ohne Meisterbrief in einem zulassungspflichtigen Handwerk selbstständig machen möchtest, geht das nur unter folgenden Voraussetzungen:
Neben fachlichen Voraussetzungen entscheiden auch deine persönlichen Eigenschaften darüber, wie erfolgreich deine Existenzgründung abläuft. Das brauchst du, um dich im Handwerk selbstständig zu machen:
Dir schwirrt jetzt schon der Kopf? Tief durchatmen! Gehe Schritt für Schritt vor. Nutze unsere Checkliste als Begleitung und Erinnerungsstütze.
Berechne, wie viel Startkapital du benötigst und vergleiche das mit deinen finanziellen Möglichkeiten: Welche Maschinen und Werkzeuge brauchst du? Musst du eine Werkstatt mieten? Löhne zahlen? Was kosten Versicherungen und Anmeldungen bei Behörden?
Kalkuliere, wie viel du einnehmen musst, damit du sowohl deine betrieblichen als auch privaten Kosten decken kannst.
So berechnen selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker ihren Stundenlohn
Informiere dich, welche Finanzierungsmöglichkeiten du hast: Das kann zum Beispiel ein Kredit von der Hausbank sein oder ein Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch die Meistergründungsprämie unterstützt Existenzgründungen von Handwerkerinnen und Handwerkern. Die Bundesagentur für Arbeit fördert Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen.
Führe eine Marktanalyse durch und schaue dir dabei drei Bereiche an: Zielgruppe, Bedarf und Mitbewerbende. Wem möchtest du deine Dienstleistung anbieten? Wie groß ist diese Gruppe? Gibt es an deinem Standort genügend Nachfrage nach deiner Dienstleistung? Mit wie vielen Aufträgen kannst du rechnen? Wie viel Konkurrenz gibt es? Was machen die bereits existierenden Betriebe nicht oder anders? Wie kannst du dich von ihnen abheben?
Klar: Analyse kostet Zeit. Überspringe diesen Punkt jedoch nicht. Du brauchst diese Erkenntnisse später noch für den Businessplan.
Auch das ist eine wichtige Entscheidung, die du treffen musst. Welche Form passt, hängt von deinem Stammkapital ab. Und ob du allein oder zusammen mit anderen Menschen gründest.
Die Wahl der Rechtsform hat rechtliche, finanzielle und steuerliche Folgen. Deswegen lasse dich auch bei dieser Entscheidung beraten.
Folgende Rechtsformen gibt es:
Tipp: Neben einer Neugründung hast du auch die Möglichkeit, einen bereits existierenden Betrieb zu übernehmen. Laut einer Befragung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) werden in den nächsten Jahren rund 125.000 Betriebe an eine neue Chefin oder einen neuen Chef übergeben.
Der Businessplan oder Geschäftsplan ist Ihr Konzept und ein wichtiges Hilfsmittel. Sie müssen zwar ordentlich Zeit in dieses Dokument investieren, es lohnt sich jedoch: Es ist erstens Ihr Leitfaden, an dem Sie sich langhangeln. Und zweitens können Sie im Vergleich überprüfen, ob sich Ihr Betrieb so entwickelt wie geplant. Drittens: Sie brauchen den Plan, wenn Sie bei einer Bank einen Kredit beantragen.
Grob gehören diese Punkte in einen Geschäftsplan:
Im Kapitel 14 der Broschüre Selbstständig im Handwerk der Handwerkskammern Baden-Württemberg erhalten Sie detaillierte Infos zum Geschäftsplan.
Bevor du loslegen kannst, musst du dich bei diversen Behörden anmelden. Als Erstes musst du zur Handwerkskammer. Dort trägst du dich in die entsprechende Handwerksrolle ein. Dann meldest du dich beim Gewerbeamt und bei der Berufsgenossenschaft an.
Die Handwerkskammer informiert das Finanzamt. Dieses schickt dir das Formular zur steuerlichen Erfassung. Sobald du das eingereicht hast, erhältst du deine Steuernummer.
Gehe diesen Schritt frühzeitig an und rechne mit langen Bearbeitungszeiten, falls du zusätzliche Nachweise oder Genehmigungen einholen musst.
Beschäftige dich frühzeitig mit deinen persönlichen und betrieblichen Risiken. Bist du selbstständig, musst du dich um die gesetzliche oder private Krankenversicherung selbst kümmern. Bei zulassungspflichtigen Handwerken gilt die Rentenversicherungspflicht.
→ Finde heraus, welche Versicherungen für dich individuell Pflicht sind und welche Versicherungen zusätzlich wichtig sind. Hier geht es sowohl um Kranken- , Pflege- und Rentenversicherung als auch um die Betriebshaftpflicht und Unfallversicherung.
Mache dir einen detaillierten Plan, wann du dich bei welcher Versicherung melden musst bzw. wann du welchen Versicherungsvertrag abschließen musst.
Kläre außerdem die Bedingungen, die für deine Zusammenarbeit mit deiner zukünftigen Kundschaft gelten: Wann gilt deine Leistung als erbracht? Wie und wann rechnest du ab? Welche Gewährleistungspflichten kommen auf dich zu? Wie sicherst du dich im Fall von Schadensersatzansprüchen ab?
Wenn du dich im Handwerk selbstständig machst, kommen einige Formulare, Fristen und Aufgaben auf dich zu. Nutze von Anfang an die Meisterwerk App und bringe Ordnung und Ruhe in den Aufgaben-Sturm.
Termine, Formulare, Zeiterfassung: Ist der Anfang geschafft, begleitet dich die Meisterwerk App direkt bei der effizienten Planung und Umsetzung Ihrer ersten Aufträge. Mehr erfahren und App testen
Disclaimer
Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Rechtsberatung dar. Trotz sorgfältiger Recherche können wir insbesondere für juristische Informationen nicht für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität gewähren. Wenn Sie juristische Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte einen Rechtsanwalt.