Ob Sanitär- und Heizungsbetrieb oder Malereibetrieb: Wenn du dich im Handwerk selbstständig machen, erwartest dich ein spannender Weg mit vielen Fragen: Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen? Wo kann ich mich informieren? Was muss ich zuerst machen? Lies in unserem Artikel die Antworten.
 

Genehmigungen, Versicherungen, Startkapital: Wer einen Handwerksbetrieb gründet, muss viel klären und entscheiden. Sich frühzeitig informieren, Schritt für Schritt vorgehen und einen detaillierten Plan machen: Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit dein Betrieb von Anfang an auf stabilen Füßen steht. Fachlich, rechtlich und vor allem finanziell. 

Tipp:
Besuche ein Existenzgründerseminar in deiner Region, zum Beispiel bei der Handwerkskammer oder der Agentur für Arbeit. Dort erhältst du einen Überblick und kannst individuelle Fragen stellen. Plus: Du tauscht Ideen und Sorgen mit anderen Existenzgründerinnen und Existenzgründern aus.  

Selbstständig machen im Handwerk: Diese Voraussetzungen solltest du erfüllen 

Selbstsändig im Handwerk
Selbstständig im Handwerk

Fachliche Fähigkeiten

Im Handwerk gibt es in Deutschland 151 verschiedene Berufsstände. Neben den allgemein gültigen Voraussetzungen hat auch jeder Beruf seine eigenen Voraussetzungen. Ob Gewerbeerlaubnisse oder Nachweise: Recherchiere frühzeitig, welche formalen Voraussetzungen du erfüllen und beweisen musst. Im Zweifel frage bei der Handwerkskammer nach. 

Muss ich Meister sein, wenn ich mich selbstständig machen möchte?

Das hängt ganz von deinem Beruf ab. Es gibt zulassungspflichtige, zulassungsfreie und handwerksähnliche Gewerke. Die Details und genauen Regeln stehen im Gesetz zur Ordnung des Handwerks. Das besagt: In zulassungspflichtigen Berufen gilt die Meisterpflicht. Für die anderen Berufe musst du einen Gesellenbrief oder einen anderen Nachweis über deine berufliche Eignung vorlegen.

Hier eine Auswahl:                                                           

Meisterpflicht gilt Meisterpflicht gilt nicht
Zulassungspflichtige Handwerke Zulassungsfreie Handwerke Handwerksähnliches Gewerbe
Elektrotechnikerin, Elektrotechniker Gebäudereinigerin, Gebäudereiniger Bautentrocknung
Installateurin und Heizungsbauer, Installateur und Heizungsbauer Textilreinigerin, Textilreiniger Theater- und Ausstattungsmalerin, Theater- und Ausstattungsmaler
Dachdeckerin, Dachdecker Maßschneiderin, Maßschneider Bodenlegerin, Bodenleger
Malerin, Maler Schuhmacherin, Schuhmacher Metallschleiferin, Mettallschleifer
Informationstechnikerin, Informationstechniker Fotografin, Fotograf Rohr- und Kanalreinigerin, Rohr- und Kanalreiniger
Kälteanlagenbauerin, Kälteanlagenbauer Druckerin, Drucker Teppichreinigerin, Teppichreiniger

Eine ausführliche Liste über zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerke findest du zum Beispiel bei der Handwerkskammer Baden-Württemberg.

Wenn du dich ohne Meisterbrief in einem zulassungspflichtigen Handwerk selbstständig machen möchtest, geht das nur unter folgenden Voraussetzungen:

  • Du stellst eine Meisterin oder einen Meister als technische Betriebsleiterin/ technischen Betriebsleiter ein.
  • Du besitzt einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss, etwa als staatlich geprüfter Techniker oder als Ingenieurin.
  • Als Gesellin oder Geselle besitzt du sechs Jahre Berufserfahrung. Mindestens vier Jahre hast du eine leitende Funktion mit Entscheidungsbefugnis besetzt.

Persönliche Fähigkeiten

Neben fachlichen Voraussetzungen entscheiden auch deine persönlichen Eigenschaften darüber, wie erfolgreich deine Existenzgründung abläuft. Das brauchst du, um dich im Handwerk selbstständig zu machen:

  • Eine hohe Motivation, herausfordernde Situationen anzugehen. 
  • Du triffst gerne und lösungsorientiert Entscheidungen.
  • Du besitzt unternehmerische Weitsicht, kaufmännisches Wissen und hohe Eigenverantwortung. 
  • Du organisierst dich effizient und weißt, wie Zeitmanagement funktioniert. Oder du weißt, welche Programme dich dabei unterstützen, zum Beispiel die Meisterwerk App. 
  • Dazu kommen eine gute Kommunikationsfähigkeit, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen.  

Checkliste für alle, die einen Handwerksbetrieb gründen

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Wo fange ich an? Die ersten Schritte in die Selbstständigkeit

Finanzielle Voraussetzungen prüfen

Berechne, wie viel Startkapital du benötigst und vergleiche das mit deinen finanziellen Möglichkeiten: Welche Maschinen und Werkzeuge brauchst du? Musst du eine Werkstatt mieten? Löhne zahlen? Was kosten Versicherungen und Anmeldungen bei Behörden? 

Kalkuliere, wie viel du einnehmen musst, damit du sowohl deine betrieblichen als auch privaten Kosten decken kannst. 

So berechnen selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker ihren Stundenlohn

Informiere dich, welche Finanzierungsmöglichkeiten du hast: Das kann zum Beispiel ein Kredit von der Hausbank sein oder ein Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch die Meistergründungsprämie unterstützt Existenzgründungen von Handwerkerinnen und Handwerkern. Die Bundesagentur für Arbeit fördert Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen.

Marktanalyse durchführen

Handwerker am Computer, Marktanalyse

Führe eine Marktanalyse durch und schaue dir dabei drei Bereiche an: Zielgruppe, Bedarf und Mitbewerbende. Wem möchtest du deine Dienstleistung anbieten? Wie groß ist diese Gruppe? Gibt es an deinem Standort genügend Nachfrage nach deiner Dienstleistung? Mit wie vielen Aufträgen kannst du rechnen? Wie viel Konkurrenz gibt es? Was machen die bereits existierenden Betriebe nicht oder anders? Wie kannst du dich von ihnen abheben? 

Klar: Analyse kostet Zeit. Überspringe diesen Punkt jedoch nicht. Du brauchst diese Erkenntnisse später noch für den Businessplan.‍

Für eine Rechtsform entscheiden

Auch das ist eine wichtige Entscheidung, die du treffen musst. Welche Form passt, hängt von deinem Stammkapital ab. Und ob du allein oder zusammen mit anderen Menschen gründest.‍

Die Wahl der Rechtsform hat rechtliche, finanzielle und steuerliche Folgen. Deswegen lasse dich auch bei dieser Entscheidung beraten. 

Folgende Rechtsformen gibt es: 

  • Einzelunternehmen 
  • Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR)
  • Offene Handelsgesellschaft (OHG)
  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) 
  • Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)  (UG)
  • GmbH & Co.KG
  • Kommanditgesellschaft (KG)

Tipp: Neben einer Neugründung hast du auch die Möglichkeit, einen bereits existierenden Betrieb zu übernehmen. Laut einer Befragung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) werden in den nächsten Jahren rund 125.000 Betriebe an eine neue Chefin oder einen neuen Chef übergeben. 

Businessplan schreiben

Der Businessplan oder Geschäftsplan ist Ihr Konzept und ein wichtiges Hilfsmittel. Sie müssen zwar ordentlich Zeit in dieses Dokument investieren, es lohnt sich jedoch: Es ist erstens Ihr Leitfaden, an dem Sie sich langhangeln. Und zweitens können Sie im Vergleich überprüfen, ob sich Ihr Betrieb so entwickelt wie geplant. Drittens: Sie brauchen den Plan, wenn Sie bei einer Bank einen Kredit beantragen. 

Grob gehören diese Punkte in einen Geschäftsplan:

  • Kurze Zusammenfassung
  • Vorstellung
  • Geschäftsidee
  • Marktanalyse
  • Marketing
  • Rechtsform
  • Versicherungen
  • Risikoanalyse
  • Liquidität
  • Kapitalbedarf
  • Finanzierung
  • Rentabilität

Im Kapitel 14 der Broschüre Selbstständig im Handwerk der Handwerkskammern Baden-Württemberg erhalten Sie detaillierte Infos zum Geschäftsplan. 

Bei Behörden anmelden

Bevor du loslegen kannst, musst du dich bei diversen Behörden anmelden. Als Erstes musst du zur Handwerkskammer. Dort trägst du dich in die entsprechende Handwerksrolle ein. Dann meldest du dich beim Gewerbeamt und bei der Berufsgenossenschaft an.

Die Handwerkskammer informiert das Finanzamt. Dieses schickt dir das Formular zur steuerlichen Erfassung. Sobald du das eingereicht hast, erhältst du deine Steuernummer.

Gehe diesen Schritt frühzeitig an und rechne mit langen Bearbeitungszeiten, falls du zusätzliche Nachweise oder Genehmigungen einholen musst. ‍

Versicherung wählen

Beschäftige dich frühzeitig mit deinen persönlichen und betrieblichen Risiken. Bist du selbstständig, musst du dich um die gesetzliche oder private Krankenversicherung selbst kümmern. Bei zulassungspflichtigen Handwerken gilt die Rentenversicherungspflicht. 

→ Finde heraus, welche Versicherungen für dich individuell Pflicht sind und welche Versicherungen zusätzlich wichtig sind. Hier geht es sowohl um Kranken- , Pflege- und Rentenversicherung als auch um die Betriebshaftpflicht und Unfallversicherung. ‍

Mache dir einen detaillierten Plan, wann du dich bei welcher Versicherung melden musst bzw. wann du welchen Versicherungsvertrag abschließen musst.

Kläre außerdem die Bedingungen, die für deine Zusammenarbeit mit deiner zukünftigen Kundschaft gelten: Wann gilt deine Leistung als erbracht? Wie und wann rechnest du ab? Welche Gewährleistungspflichten kommen auf dich zu? Wie sicherst du dich im Fall von Schadensersatzansprüchen ab?

Uff! So viele Termine und Aufgaben! Die Meisterwerk App unterstützt dich

Wenn du dich im Handwerk selbstständig machst, kommen einige Formulare, Fristen und Aufgaben auf dich zu. Nutze von Anfang an die Meisterwerk App und bringe Ordnung und Ruhe in den Aufgaben-Sturm.

 

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Disclaimer
Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Rechtsberatung dar. Trotz sorgfältiger Recherche können wir insbesondere für juristische Informationen nicht für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität gewähren. Wenn Sie juristische Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte einen Rechtsanwalt.