Genehmigungen, Versicherungen, Startkapital: Wer einen Handwerksbetrieb gründet, muss viel klären und entscheiden. Sich frühzeitig informieren, Schritt für Schritt vorgehen und einen detaillierten Plan machen: Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit Ihr Betrieb von Anfang an auf stabilen Füßen steht. Fachlich, rechtlich und vor allem finanziell.
Im Handwerk gibt es in Deutschland 151 verschiedene Berufsstände. Neben den allgemein gültigen Voraussetzungen hat auch jeder Beruf seine eigenen Voraussetzungen. Ob Gewerbeerlaubnisse oder Nachweise: Recherchieren Sie frühzeitig, welche formalen Voraussetzungen Sie erfüllen und beweisen müssen. Im Zweifel fragen Sie bei der Handwerkskammer nach.
Das hängt ganz von Ihrem Beruf ab. Es gibt zulassungspflichtige, zulassungsfreie und handwerksähnliche Gewerke. Die Details und genauen Regeln stehen im Gesetz zur Ordnung des Handwerks. Das besagt: In zulassungspflichtigen Berufen gilt die Meisterpflicht. Für die anderen Berufe müssen Sie einen Gesellenbrief oder einen anderen Nachweis über Ihre berufliche Eignung vorlegen.
Hier eine Auswahl:
Eine ausführliche Liste über zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerke finden Sie zum Beispiel bei der Handwerkskammer Baden-Württemberg.
Wenn Sie sich ohne Meisterbrief in einem zulassungspflichtigen Handwerk selbstständig machen möchten, geht das nur unter folgenden Voraussetzungen:
- Sie stellen eine Meisterin oder einen Meister als technische Betriebsleiterin/ technischen Betriebsleiter ein.
- Sie besitzen einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss, etwa als staatlich geprüfter Techniker oder als Ingenieurin.
- Als Gesellin oder Geselle besitzen Sie sechs Jahre Berufserfahrung. Mindestens vier Jahre haben Sie eine leitende Funktion mit Entscheidungsbefugnis besetzt.
Neben fachlichen Voraussetzungen entscheiden auch Ihre persönlichen Eigenschaften darüber, wie erfolgreich Ihre Existenzgründung abläuft. Das brauchen Sie, um sich im Handwerk selbstständig zu machen:
- Eine hohe Motivation, herausfordernde Situationen anzugehen.
- Sie treffen gerne und lösungsorientiert Entscheidungen.
- Sie besitzen unternehmerische Weitsicht, kaufmännisches Wissen und hohe Eigenverantwortung.
- Sie organisieren sich effizient und wissen, wie Zeitmanagement funktioniert. Oder Sie wissen, welche Programme Sie dabei unterstützen, zum Beispiel die Meisterwerk App.
- Dazu kommen eine gute Kommunikationsfähigkeit, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen.
Ihnen schwirrt jetzt schon der Kopf? Tief durchatmen! Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Nutzen Sie unsere Checkliste als Begleitung und Erinnerungsstütze.
Berechnen Sie, wie viel Startkapital Sie benötigen und vergleichen Sie das mit Ihren finanziellen Möglichkeiten: Welche Maschinen und Werkzeuge brauchen Sie? Müssen Sie eine Werkstatt mieten? Löhne zahlen? Was kosten Versicherungen und Anmeldungen bei Behörden?
Kalkulieren Sie, wie viel Sie einnehmen müssen, damit Sie sowohl Ihre betrieblichen als auch Ihre privaten Kosten decken können.
So berechnen selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker ihren Stundenlohn
Informieren Sie sich, welche Finanzierungsmöglichkeiten Sie haben: Das kann zum Beispiel ein Kredit von der Hausbank sein oder ein Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch die Meistergründungsprämie unterstützt Existenzgründungen von Handwerkerinnen und Handwerkern. Die Bundesagentur für Arbeit fördert Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen.
Führen Sie eine Marktanalyse durch und schauen Sie sich dabei drei Bereiche an: Zielgruppe, Bedarf und Mitbewerbende. Wem möchten Sie Ihre Dienstleistung anbieten? Wie groß ist diese Gruppe? Gibt es an Ihrem Standort genügend Nachfrage nach Ihrer Dienstleistung? Mit wie vielen Aufträgen können Sie rechnen? Wie viel Konkurrenz gibt es? Was machen die bereits existierenden Betriebe nicht oder anders? Wie können Sie sich von ihnen abheben?
Klar: Analyse kostet Zeit. Überspringen Sie diesen Punkt jedoch nicht. Sie brauchen Ihre Erkenntnisse später noch für den Businessplan.
Auch das ist eine wichtige Entscheidung, die Sie treffen müssen. Welche Form passt, hängt von Ihrem Stammkapital ab. Und ob Sie allein oder zusammen mit anderen Menschen gründen.
Die Wahl der Rechtsform hat rechtliche, finanzielle und steuerliche Folgen. Deswegen lassen Sie sich auch bei dieser Entscheidung beraten.
Folgende Rechtsformen gibt es:
- Einzelunternehmen
- Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR)
- Offene Handelsgesellschaft (OHG)
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
- Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) (UG)
- GmbH & Co.KG
- Kommanditgesellschaft (KG)
Tipp: Neben einer Neugründung haben Sie auch die Möglichkeit, einen bereits existierenden Betrieb zu übernehmen. Laut einer Befragung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) werden in den nächsten Jahren rund 125.000 Betriebe an eine neue Chefin oder einen neuen Chef übergeben.
Der Businessplan oder Geschäftsplan ist Ihr Konzept und ein wichtiges Hilfsmittel. Sie müssen zwar ordentlich Zeit in dieses Dokument investieren, es lohnt sich jedoch: Es ist erstens Ihr Leitfaden, an dem Sie sich langhangeln. Und zweitens können Sie im Vergleich überprüfen, ob sich Ihr Betrieb so entwickelt wie geplant. Drittens: Sie brauchen den Plan, wenn Sie bei einer Bank einen Kredit beantragen.
Grob gehören diese Punkte in einen Geschäftsplan:
- Kurze Zusammenfassung
- Vorstellung
- Geschäftsidee
- Marktanalyse
- Marketing
- Rechtsform
- Versicherungen
- Risikoanalyse
- Liquidität
- Kapitalbedarf
- Finanzierung
- Rentabilität
Im Kapitel 14 der Broschüre Selbstständig im Handwerk der Handwerkskammern Baden-Württemberg erhalten Sie detaillierte Infos zum Geschäftsplan.
Bevor Sie loslegen können, müssen Sie sich bei diversen Behörden anmelden. Als Erstes müssen Sie zur Handwerkskammer. Dort tragen Sie sich in die entsprechende Handwerksrolle ein. Dann melden Sie sich beim Gewerbeamt und bei der Berufsgenossenschaft an.
Die Handwerkskammer informiert das Finanzamt. Dieses schickt Ihnen das Formular zur steuerlichen Erfassung. Sobald Sie das eingereicht haben, erhalten Sie Ihre Steuernummer.
Gehen Sie diesen Schritt frühzeitig an und rechnen Sie mit langen Bearbeitungszeiten, falls Sie zusätzliche Nachweise oder Genehmigungen einholen müssen.
Beschäftigen Sie sich frühzeitig mit Ihren persönlichen und betrieblichen Risiken. Sind Sie selbstständig, müssen Sie sich um die gesetzliche oder private Krankenversicherung selbst kümmern. Bei zulassungspflichtigen Handwerken gilt die Rentenversicherungspflicht.
→ Finden Sie heraus, welche Versicherungen für Sie individuell Pflicht sind und welche Versicherungen zusätzlich wichtig sind. Hier geht es sowohl um Kranken- , Pflege- und Rentenversicherung als auch um die Betriebshaftpflicht und Unfallversicherung.
Machen Sie sich einen detaillierten Plan, wann Sie sich bei welcher Versicherung melden müssen bzw. wann Sie welchen Versicherungsvertrag abschließen müssen.
Klären Sie außerdem die Bedingungen, die für Ihre Zusammenarbeit mit Ihrer zukünftigen Kundschaft gelten: Wann gilt Ihre Leistung als erbracht? Wie und wann rechnen Sie ab? Welche Gewährleistungspflichten kommen auf Sie zu? Wie sichern Sie sich im Fall von Schadensersatzansprüchen ab?
Wenn Sie sich im Handwerk selbstständig machen, kommen einige Formulare, Fristen und Aufgaben auf Sie zu. Nutzen Sie von Anfang an die Meisterwerk App und bringen Sie Ordnung und Ruhe in den Aufgaben-Sturm.
Termine, Formulare, Zeiterfassung: Ist der Anfang geschafft, begleitet Sie die Meisterwerk App direkt bei der effizienten Planung und Umsetzung Ihrer ersten Aufträge.
Disclaimer
Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Rechtsberatung dar. Trotz sorgfältiger Recherche können wir insbesondere für juristische Informationen nicht für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität gewähren. Wenn Sie juristische Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte einen Rechtsanwalt.