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Handwerksbetrieb übernehmen statt neu gründen: Vorteile, Risiken und erste Schritte

Laura Trus |

In den kommenden Jahren suchen immer mehr Betriebe eine neue Chefin oder einen neuen Chef. Eine große Chance für erfahrene Fachkräfte! Doch einen geeigneten Betrieb zu finden, kann mühsam sein: Der Beratungs- und Informationsbedarf ist hoch. Du möchtest einen Handwerksbetrieb übernehmen? Dieser Artikel ist dein Startpunkt.

Wegen des demografischen Wandels stehen nicht nur viele Fachkräfte kurz vor der Rente. Sondern auch viele Chefinnen und Chefs. Eine Befragung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hat 2020 ergeben: Etwa die Hälfte der Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber sind 55 Jahre und älter. Jede oder jeder Vierte ist über 60 Jahre alt. 

Der ZDH geht davon aus, dass in den kommenden Jahren bis zu 125.000 Handwerksbetriebe an neue Inhaberinnen und Inhaber übergeben werden. Das Handwerk braucht also neben motivierten Fachkräften auch geeignete Personen, die die Betriebe übernehmen.

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Beabsichtigst du in deinem Betrieb in nächster Zeit an einen Nachfolger abzugeben oder zu schließen?

So kann Betriebsnachfolge aussehen

Es gibt verschiedene Formen der Betriebsübernahme: 

  • Du kaufst das ganze Unternehmen. 
  • Die Inhaberin oder der Inhaber verschenkt es, zum Beispiel innerhalb der Familie.
  • Du pachtest den Betrieb.
  • Oder du zahlst lebenslang Rente an deine Vorgängerin oder deinen Vorgänger.

Die meisten Inhaberinnen und Inhaber möchten ihren Handwerksbetrieb innerhalb der Familie weitergeben. 12 Prozent planen die Betriebsübernahme durch Mitarbeitende. Bei 35 Prozent der Befragten ist die Betriebsnachfolge noch nicht festgelegt. Du möchtest dich selbstständig machen? Möchtest aber kein Unternehmen neu gründen? Dann hast du in den kommenden Jahren gute Chancen, einen geeigneten Betrieb zu finden. 

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An wen soll dein Betrieb übergeben werden?

Das solltest du mitbringen

Ganz gleich, ob du selbst etwas aufbauen möchtest oder einen bestehenden Betrieb übernehmen willst. Diese persönlichen und fachlichen Werkzeuge tragen zum Erfolg deiner Idee bei:

  • Du übernimmst gerne Verantwortung, packst an und triffst zielführende Entscheidungen. 
  • Du lernst gerne dazu und bringen kaufmännische Kenntnisse mit.
  • Du hast finanzielle Ressourcen und viel Energie sowie Zeit, die du in den Betrieb steckst. Auch deine familiäre Situation lässt eine Betriebsübernahme zu. 
  • Du arbeitest diszipliniert und besitzen ein gutes Zeitmanagement. 
  • Du kannst mit Stress und einer hohen Arbeitslast umgehen.
Tipp:
Beim Zeitmanagement und dem Reduzieren der Arbeitslast hilft dir die Meisterwerk App. Du erledigst deine Aufträge effizient und ohne Papierflut. Du siehst alle Infos an einem Ort und kannst blitzschnell auf Änderungen reagieren. Die Organisation zwischen Büro und Belegschaft läuft flüssig und papierlos

Das sind die Vorteile einer Betriebsübernahme

Laut der Deutschen Handwerks Zeitung sind die meisten Existenzgründungen Neugründungen. Das liegt einerseits am demografischen Wandel und andererseits daran, dass eine Nachfolge sehr frühzeitig geplant werden muss. Dabei hat die Betriebsübernahme einige Vorteile.

Wenn du  einen bestehenden Handwerksbetrieb übernehmen willst, ist dieser schon in der Region etabliert. Das heißt: 

  • Du übernimmst einen Betrieb, der idealerweise schon läuft. 
  • Die Menschen wissen, welche Dienstleistungen du anbietest.
  • Die Mitarbeitenden sind eingearbeitet und erfahren. 
  • Es existiert schon ein fester Kundenstamm. 
  • Außerdem gibt es bestehende Prozesse, etwa für Materialbeschaffung oder Buchhaltung.
  • Betriebsinventar, Fahrzeuge, Betriebsräume – all das ist schon vorhanden.
  • Es gibt viele Zahlen und Daten, anhand derer du die Wirtschaftlichkeit beurteilen kannst.

Das sind die Risiken

Selbstständigkeit bedeutet erst mal viel Entscheidungsfreiheit. Bei der Betriebsübernahme ist das etwas anders: Stelle dich darauf ein, dass du dich an eingeschliffene Strukturen und Vorgehensweisen anpassen musst. In der Belegschaft gibt es viele Gewohnheiten, die du nicht sofort über den Haufen werfen kannst.‍

Ein Beispiel
Die Belegschaft plant Aufträge über einen Wandkalender und ausgedruckte Auftragszettel. Das machen sie schon immer so. Wenn du lieber auf eine digitale Lösung wie die Meisterwerk App setzen möchtest, kann das zu Sand im Getriebe führen. Es knirscht, weil die bestehenden Mitarbeitenden skeptisch sind. Hier ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Bei einer Betriebsübernahme gelingen Veränderungen am besten, wenn du Schritt für Schritt vorgehst. 

Weitere Herausforderungen sind die folgenden:

  • Du musst die bestehende Belegschaft übernehmen. 
  • Die Bestandskundinnen und Kunden wenden sich vielleicht einem anderen Betrieb zu.
  • Du gehst ein finanzielles Risiko ein und musst außerdem behördliche Auflagen, Steuern, Verbindlichkeiten und Haftungsrisiken im Blick haben. 

Betriebsübernahme in drei Schritten

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Wenn du dich entschieden hast, einen Handwerksbetrieb zu übernehmen, kommen viele Schritte auf dich zu. Wir fassen die Wichtigsten zusammen.

Schritt 1: Einen passenden Handwerksbetrieb finden

Bevor du dich online oder in Branchen-Blättern auf die Suche machst: Verschaffe dir Klarheit darüber, was du suchst.

Wie groß soll der Betrieb sein? In welcher Branche suchst du? In welcher Region? Wie groß ist dein Budget? 

‍Wenn du weißt, was du willst, kannst du in die Suche einsteigen. Und zwar hier: 

  • Betriebsbörsen der Handwerkskammer, Innung oder des Fachverbands
  • Unternehmensnachfolge-Börse nexxt-change.org
  • Deutsche Handwerkszeitung oder ähnliche Fachzeitschriften
  • Firmenmaklerinnen oder -Makler
Tipp:
Erzähle auch im Freundes- und Bekanntenkreis von Ihren Plänen. Manchmal liegt der geeignete Betrieb näher als gedacht. 


Lasse dich parallel von Profis für Betriebsübernahmen beraten. Passende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner findest du bei den Handwerkskammern und Handwerksverbänden. 

Schritt 2: Den Betrieb analysieren

Wenn du einen Betrieb entdeckt hast, der deinen Grob-Kriterien entspricht, steigst du in die durchdachte Analyse ein. Suche Antworten auf folgende Fragen: 

  • Wie ist der Ruf des Unternehmens?
  • Wie sieht der Markt aus? Wie hoch oder niedrig ist der Wettbewerbsdruck? 
  • Wie ist der Standort? Kann der Betrieb dort bleiben oder müsstest du mit ihm umziehen?
  • Schaue dir die Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen an: Ist das Unternehmen wirtschaftlich stabil aufgestellt und vor allen Dingen zukunftsfähig?
  • Wie ist die Belegschaft zusammengesetzt? Gibt es sowohl ältere, sehr erfahrene Mitarbeiterinnen als auch junge Mitarbeiter, die langfristig mit an Bord sind?
  • Wie ist der Zustand der Betriebsräume, Fahrzeuge, Maschinen etc.? Wie viel Geld müssten Sie noch investieren?
  • Wie hoch ist der Kaufpreis? Passt er zur Ertragskraft des Betriebs? Das heißt: Kannst du mit dem Betrieb langfristig und nachhaltig Gewinn machen?
Tipp:
Besonders der Preis kann zu Konflikten führen und dafür sorgen, dass die Übernahme scheitert. Greife auch hier wieder auf eine Beraterin oder einen Berater zurück. Sie oder er hilft bei der Wertermittlung und dem Finden des gemeinsamen Nenners. Üblich und von der Finanzverwaltung anerkannt ist der Bewertungsstandard des AWH, kurz für: Arbeitsgemeinschaft der Wert ermittelnden Berater im Handwerk. 

Schritt 3: Fahrplan zur Übernahme des Handwerksbetriebs aufstellen

Ein Businessplan ist nicht nur bei einer Neugründung hilfreich, sondern auch bei einer Übernahme. Er bringt dir viel Klarheit über deine Ziele, anstehende Maßnahmen und das Entwicklungspotenzial des Betriebs. Wenn du eine Finanzierung oder Förderung beantragen möchtest, brauchst du ihn auch.

‍Neben dem Businessplan solltest du einen detaillierten Fahrplan zur Übergabe entwickeln. Mache das gemeinsam mit der bisherigen Inhaberin bzw. dem Inhaber. Dann bist du am ersten Tag als neue Chefin oder neuer Chef bestens vorbereitet. 

Tipp:
Frage im Betrieb nach, ob du bereits vor der offiziellen Übernahme ein paar Wochen mitarbeiten darfst. So lernt die Belegschaft dich kennen und im Gegenzug lernst du den Betrieb und alle Abläufe kennen.

Fazit

Im Handwerk steht ein Generationswechsel bevor. Das ist für junge, motivierte Fachkräfte eine große Chance: In den kommenden Jahren stehen viele Handwerksbetriebe zur Übernahme zur Verfügung. Das wichtigste bei der Betriebsnachfolge: Informiere dich frühzeitig, analysiere den Betrieb genau und gehe schrittweise vor. 

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